Erinnerung an den faschistischen deutschen Überfall und den Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion vor 80 Jahren.
Auf zwei Veranstaltungen bzw. Zusammenkünften erinnerten Düsseldorfer Friedenskräfte, Antifaschisten und politisch links orientierte Menschen, darunter Mitglieder der DKP, zusammen mit russischen Menschen, Veteranen des Krieges und deren Nachkommen an den Beginn des Vernichtungskrieges der Nazis und der mit ihnen verschworenen Militärs gegen die Sowjetunion und deren Menschen vor 80 Jahren.
Der andere deutsche Völkermord – das Verbrechen an den Völkern der Sowjetunion
Bei einem Vortrag mit anschließender Diskussion mit dem Historiker Hannes Heer am 15. Juni, initiiert vom Düsseldorfer Friedensforum zusammen mit der VVN und Verdi Düsseldorf unter dem Titel „der andere deutsche Völkermord“, standen historisch-politische Aspekte dieses Datums im Mittelpunkt. Hannes Heer, der die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ in den 90´ger Jahren gestaltete, wies darauf hin, dass der Massenmord der Nazis an den europäischen Juden von offizieller Seite inzwischen Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur und Staatsraison geworden sei. Das aber an das von der Zahl der Opfer noch viel größere Verbrechen an den Menschen Osteuropas, vor allem den Staaten der früheren Sowjetunion, gar nicht oder kaum erinnert würde und das das dadurch auch im Bewusstsein der Menschen hier im Land verdrängt sei.
Neben den unmittelbaren Kriegshandlungen führte vor allem die systematisch betriebene oder in Kauf genommene Tötung oder direkte Ermordung der Zivilbevölkerung, von Kriegsgefangenen, von Partisanen und Angehörigen der Roten Armee zu der unvorstellbar hohen Zahl von geschätzt 26 Millionen getöteter Menschen. Ohne die logistische Unterstützung durch die Wehrmacht wäre dabei die Tätigkeit der „Einsatzgruppen“ genannten Mordkommandos aus SS und Polizei gar nicht möglich gewesen. Eine offizielle Anerkennung dieser Schuld von offizieller deutscher Seite fehle bis heute.
Erinnerung und Mahnung an den Gräbern der Opfer
Das zweite, emotional geprägte Gedenken fand am 22. Juni, also unmittelbar am 80. Jahrestag des faschistischen Überfalls auf dem russisch-sowjetischen Ehrenfriedhof „am Gallberg“ in Düsseldorf-Ludenberg statt. Begraben sind hier, fast alle namenlos, etwa 1500 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus der früheren Sowjetunion, die im benachbarten Kriegsgefangenenlager an der Bergischen Landstraße umgekommen waren.
Die Redner, darunter der Generalkonsul der russischen Föderation und Vertreter der christlichen und jüdischen Religionsgemeinschaften erinnerten in zum Teil sehr persönlichen Worten an die immensen Opfer und das Leid, das der Krieg über Land und Menschen in der Sowjetunion gebracht habe. Der Kantor der jüdischen Gemeinde aus Düsseldorf trug dabei ein russisches Soldatenlied vor, das manchen auch als „Die Partisanen vom Amur“ bekannt ist.
Viele Redner schlugen die Brücke zur Gegenwart und wiesen darauf hin, das Aufrüstung und auf Konfrontation mit Russland ausgerichtete Politik der westlichen Staaten, darunter auch Deutschlands, zu einer wachsenden Kriegsgefahr führt. Alexander Neu, Mitglied des Bundestages für die Partei „Die Linke“ betonte, das ein Gedenken an die Opfer dieses Krieges mit zu einer Verständigung mit Russland beitragen kann. Bislang verweigerten sich, mit Ausnahme der Partei „Die Linke“, die im Bundestag vertretenen Parteien einem offiziellen Gedenken.