22. Juni: 1941 – 2021

Erin­nerung an den faschis­ti­schen deut­schen Überfall und den Beginn des Krieges gegen die Sowjet­union vor 80 Jahren.

Auf zwei Ver­an­stal­tungen bzw. Zusam­men­künften erin­nerten Düs­sel­dorfer Frie­dens­kräfte, Anti­fa­schisten und poli­tisch links ori­en­tierte Men­schen, dar­unter Mit­glieder der DKP, zusammen mit rus­si­schen Men­schen, Vete­ranen des Krieges und deren Nach­kommen an den Beginn des Ver­nich­tungs­krieges der Nazis und der mit ihnen ver­schwo­renen Militärs gegen die Sowjet­union und deren Men­schen vor 80 Jahren. 

Der andere deutsche Völkermord – das Verbrechen an den Völkern der Sowjetunion

Bei einem Vortrag mit anschlie­ßender Dis­kussion mit dem His­to­riker Hannes Heer am 15. Juni, initiiert vom Düs­sel­dorfer Frie­dens­forum zusammen mit der VVN und Verdi Düs­seldorf unter dem Titel „der andere deutsche Völ­kermord“, standen his­to­risch-poli­tische Aspekte dieses Datums im Mit­tel­punkt. Hannes Heer, der die Aus­stellung „Ver­brechen der Wehr­macht“ in den 90´ger Jahren gestaltete, wies darauf hin, dass der Mas­senmord der Nazis an den euro­päi­schen Juden von offi­zi­eller Seite inzwi­schen Bestandteil der deut­schen Erin­ne­rungs­kultur und Staats­raison geworden sei. Das aber an das von der Zahl der Opfer noch viel größere Ver­brechen an den Men­schen Ost­eu­ropas, vor allem den Staaten der frü­heren Sowjet­union, gar nicht oder kaum erinnert würde und das das dadurch auch im Bewusstsein der Men­schen hier im Land ver­drängt sei. 

Aus «80 Jahre Überfall auf die Sowjet­union» Flyer der VVN-BDA 

Neben den unmit­tel­baren Kriegs­hand­lungen führte vor allem die sys­te­ma­tisch betriebene oder in Kauf genommene Tötung oder direkte Ermordung der Zivil­be­völ­kerung, von Kriegs­ge­fan­genen, von Par­ti­sanen und Ange­hö­rigen der Roten Armee zu der unvor­stellbar hohen Zahl von geschätzt 26 Mil­lionen getö­teter Men­schen. Ohne die logis­tische Unter­stützung durch die Wehr­macht wäre dabei die Tätigkeit der „Ein­satz­gruppen“ genannten Mord­kom­mandos aus SS und Polizei gar nicht möglich gewesen. Eine offi­zielle Aner­kennung dieser Schuld von offi­zi­eller deut­scher Seite fehle bis heute.

Erinnerung und Mahnung an den Gräbern der Opfer

Das zweite, emo­tional geprägte Gedenken fand am 22. Juni, also unmit­telbar am 80. Jah­restag des faschis­ti­schen Über­falls auf dem rus­sisch-sowje­ti­schen Ehren­friedhof „am Gallberg“ in Düs­seldorf-Ludenberg statt. Begraben sind hier, fast alle namenlos, etwa 1500 Kriegs­ge­fangene und Zwangs­ar­beiter aus der frü­heren Sowjet­union, die im benach­barten Kriegs­ge­fan­ge­nen­lager an der Ber­gi­schen Land­straße umge­kommen waren.

Gedenk­stein, der unmit­telbar nach der Befreiung im Mai 1945 von den Häft­lingen gesetzt wurde. Drei der hier Begra­benen haben einen Namen. Foto: MR 

Die Redner, dar­unter der Gene­ral­konsul der rus­si­schen Föde­ration und Ver­treter der christ­lichen und jüdi­schen Reli­gi­ons­ge­mein­schaften erin­nerten in zum Teil sehr per­sön­lichen Worten an die immensen Opfer und das Leid, das der Krieg über Land und Men­schen in der Sowjet­union gebracht habe. Der Kantor der jüdi­schen Gemeinde aus Düs­seldorf trug dabei ein rus­si­sches Sol­da­tenlied vor, das manchen auch als „Die Par­ti­sanen vom Amur“ bekannt ist.

Ansprache von Tamara Helck von «die Linke» NRW, deren Eltern als Kriegs­ge­fan­gener bzw. Zwangs­ar­bei­terin überlebt haben. Foto: MR

Viele Redner schlugen die Brücke zur Gegenwart und wiesen darauf hin, das Auf­rüstung und auf Kon­fron­tation mit Russland aus­ge­richtete Politik der west­lichen Staaten, dar­unter auch Deutsch­lands, zu einer wach­senden Kriegs­gefahr führt. Alex­ander Neu, Mit­glied des Bun­des­tages für die Partei „Die Linke“ betonte, das ein Gedenken an die Opfer dieses Krieges mit zu einer Ver­stän­digung mit Russland bei­tragen kann. Bislang ver­wei­gerten sich, mit Aus­nahme der Partei „Die Linke“, die im Bun­destag ver­tre­tenen Par­teien einem offi­zi­ellen Gedenken.