Am 8. Mai 1945 abends unterzeichneten die Vertreter des faschistischen Deutschlands in Berlin die Urkunde ihrer bedingungslosen Kapitulation. In Moskau, der Hauptstadt des Landes, das bei der Niederringung des Faschismus die Hauptlast trug, hatte zu diesem Zeitpunkt schon der 9. Mai begonnen. In den Ländern der Sowjetunion, darunter der Ukraine und Russlands, verloren durch den Krieg und seine Folgen 27-Millionen Ihr Leben, Millionen wurden in Gefangenschaft und Zwangsarbeit verschleppt, einige zehntausend davon auch nach Düsseldorf.
Zwangsarbeit im faschistischen Deutschland bedeutete: unerträgliche Arbeitsbedingungen, Hunger, menschenunwürdige Unterbringung, Arbeit bis zur Erschöpfung oder zur Vernichtung, Hunderttausende haben diese Zwangsarbeit nicht überlebt. 500 von Ihnen sind auf dem Ehrenfriedhof an der Blankertzstraße in Düsseldorf-Ludenberg-begraben. Diese Menschen, die zum größten Teil namenlos begraben sind, stellvertretend für alle Opfer des faschistischen Raubkrieges zu ehren, versammelten sich etwa 50 Mitglieder der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN), zusammen mit Mitgliedern der SDAJ (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend) und der Partei „Die Linke“ am 77. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 2022 auf dem Ehrenfriedhof.
Eine Kameradin der VVN Düsseldorf schilderte in einer Rede das Leben, Überleben und Sterben der Zwangsarbeiter in Düsseldorf und verwies auf den Zusammenhang zwischen deren rücksichtsloser Ausbeutung in den kriegswichtigen Betrieben und den hohen Profiten der Rüstungs- und Schwerindustrie. Sie schlug den Bogen zur Gegenwart wo die zig Milliarden Euro für verstärkte Aufrüstung die Gefahr eines neuen Krieges verschärfen und verwies auf die von Auschwitz-Überlebenden Esther Bejerano gestartete Petition, den 8. Mai als offiziellen Feiertag der Befreiung vom Hitlerfaschismus zu begehen.
Dass der Krieg gegen die Sowjetunion nicht nur ein Raubkrieg war, sondern auch ein Klassenkrieg, darauf verwies der Genosse von der DKP in seiner Rede. So ging es dem deutschen Faschismus im II. Weltkrieg nicht nur um Landnahme, nicht nur um strategische Ressourcen. Es ging ihm zugleich um die Zerschlagung der internationalen Arbeiterbewegung, mit der die Faschisten zuerst im eigenen Land begannen. Und dieser Krieg wirke bis heute nach. Wenn am Jahrestag der Befreiung vom Faschismus in Berlin das Zeigen und Mitführen der Fahne der Sowjetunion verboten wurde, dann ist das nicht allein durch den Krieg in der Ukraine begründet. Es sei die Urangst des Kapitals, vor einer gesellschaftlichen Alternative, frei von Ausbeutung und Unterdrückung, die es mit dieser Fahne verbindet.
Diese Angst spiele aber auch hinein in den jetzt mit militärischer Gewalt ausgetragenen Konflikt zwischen der Ukraine und der US-geführten Nato dahinter mit der Russischen Föderation. Hinter dem Schüren der Kriegshysterie und der Belebung alter Feind- und Propagandabilder stehe der globale Macht- und Herrschaftsanspruch des Kapitals. Die Erinnerung an und Rückbesinnung auf das Wirken einer Kraft, die diesen Anspruch grundsätzlich in Frage stellt, soll deshalb diskreditiert und getilgt werden. Umso wichtiger sei es für die Kommunisten und Antifaschisten diese lebendig zu halten, so der Redner.
Den Jahrestag der Befreiung vom Faschismus nahm der Vertreter der SDAJ zum Anlass, auf die politische Rechtsentwicklung und die verschärfte Repression im Land nach Innen parallel zur zunehmenden Aggression nach außen einzugehen. Antirussische Hetze, Rassismus, Militarismus einhergehend mit neuen Überwachungs- und Repressionsgesetzen und die Unterdrückung von Informationsquellen, die der propagierten Meinung der Herrschenden entgegenlaufen, seien die Maßnahmen um den Kurs der massiven Aufrüstung und des Zusteuerns auf neue Kriege nach Innen abzusichern. In dem Zusammenhang kritisierte der Redner auch die Bewegung „Fridays for Future“, deren geforderter Importstopp für russisches ÖL und Gas in erster Linie der arbeitenden Bevölkerung schade.
Die Ehrung endete mit einer gemeinsamen Kranzniederlegung der beteiligten Organisationen.
Text: Michael Rössig
Fotos: Hermann Kopp