Keine Mehrheit für die
Hans-Günther-Sohl-Straße

DKP-Delegation am Straßenschild. Uwe Koopmann bringt Zusatzinformation an.
Die DKP setzte sich «außer­par­la­men­ta­risch» dafür ein, dass die «Hans-Günther-Sohl-Straße» umbe­nannt werden soll.

Düsseldorfer Stadtbezirk
fordert Umbenennung

Ein knappes Jahr betrug die Zeit­spanne zwi­schen einer DKP-Aktion auf der Straße und einem nach­fol­genden Beschluss im Rathaus des Düs­sel­dorfer Stadt­be­zirks 2: Die Hans-Günther-Sohl-Straße soll umbe­nannt werden. Akteur im Rathaus: Ben Klar («Die Linke»).

Die Straße war 1991 – anscheinend ohne Bedenken – nach Sohl benannt worden. Offen­sichtlich war aus­ge­blendet worden, dass der Indus­trie­magnat von 1933 bis 1945 Mit­glied der NSDAP und Wehr­wirt­schafts­führer war. Genau darauf wies die DKP hin, indem sie an das Stra­ßen­schild ein auf­klä­rendes Zusatz­schild mit diesen Infor­ma­tionen montierte.

Dr. Bastian Fleermann und Dr. Peter Henkel von der Mahn- und Gedenk­stätte bestä­tigten in einem Gut­achten die Vor­be­halte, die auch die DKP geäußert hatte. Neben der Sohl-Bio­grafie lie­ferte der Standort der Straße eine weitere Begründung: Sie beher­bergt in der Haus­nummer 1 die Thys­sen­Krupp Infor­mation Ser­vices GmbH. In unmit­tel­barer Nähe befand sich das KZ-Außen­lager «Berta», das dem KZ Buchenwald zuge­ordnet war. Sohl war für den Einsatz der Zwangs­ar­beiter ver­ant­wortlich bei den Ver­ei­nigten Stahl­werken, einem «Kind» der Thyssen-Gruppe.

Die Umbe­nennung wurde im Stadt­be­zirks­rathaus kon­trovers dis­ku­tiert und im Ergebnis stimmte die CDU dagegen, den Namen zu ent­ziehen. Unter anderem führte sie an, dass ein großes Ärz­tehaus Nach­teile erleiden könnte, wenn ihm die Adresse weg­ge­nommen werde. Außerdem sei dem Wirt­schafts­führer das Bun­des­ver­dienst­kreuz ver­liehen worden.

Mit ihrem Beharren auf Sohl mit seiner NS-Ver­gan­genheit stellte sich die CDU zugleich gegen einen alter­na­tiven Vor­schlag: Ben Klar hatte Luise Rainer vor­ge­schlagen. Rainer war eine Düs­sel­dorfer Schau­spie­lerin jüdi­scher Her­kunft, die 1935 in die USA ging und zweimal mit dem Oskar aus­ge­zeichnet wurde.

Nun muss der Rat der Stadt Düs­seldorf dem Anliegen noch zustimmen. Es wird sich zeigen, wem die CDU und andere ihre Stimmen geben. Dem ehe­ma­ligen NSDAP-Mit­glied oder der jüdi­schen Schauspielerin.

Uwe Koopmann
Foto: Bettina Ohnesorge