Altersarmut und
alte Apfelsinen
Armut hat in Gerresheim Anschriften, die im Telefonbuch stehen, Bürgerhilfe (BGH), Märkische Straße; Ferdinand-Heye-Haus, Benderstraße. Und es gibt anonyme «Betroffene», denen es unangenehm ist, als «Altersarme» stigmatisiert zu werden. Und es gibt Reiche, die sind nicht arm.
Die Altersarmut betrifft nicht nur die Bürger in Gerresheim. Sie schlägt überall in Düsseldorf zu. Wenn auch nicht überall auf gleiche Weise sichtbar. Da gibt es Ausgabestellen der «Tafel» nur für Männer, nur für Frauen, nur für Haushalte ohne Kinder, nur für Haushalte mit Kindern.
Da gibt es viele uneigennützige Helfer. Und es gibt «Ausgabestellen», die nichts rausrücken, Lebensmittel lieber vergammeln lassen, als ihre Container zugänglich zu machen. Die Entnahme von «abgelaufenem» Obst (Apfelsinen, Clementinen, Mandarinen) oder Gemüse aus Abfallcontainern ist bereits als Diebstahl verfolgt worden.
Von Altersarmut waren bundesweit 2010 insgesamt 2,4 Millionen (14 Prozent) Rentner und Pensionäre bedroht. 2017 waren es 3,2 Millionen., 800.000 mehr. Das entspricht einer Steigerung von 33 Prozent
Die Grundrente hat die Armut nicht beseitigt. Die Mütterrente auch nicht. 250 Euro bleiben im Monat für Lebensmittel, Kleidung, Reparaturen, rezeptfreie Medikamente. Das Magazin «Monitor» hat berichtet: Das sind 8,30 pro Tag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes. Diese Zahlen sind verlässlicher als die Behauptung von Dr. Norbert Blüm (Ex-CDU-Sozialminister), dass die Rente sicher sei.
Schlechte Renten haben Ursachen und Verursacher: «Wir müssen und wir haben unseren Arbeitsmarkt liberalisiert. Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt.» (Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, SPD, für die rot-grüne Bundesregierung.)
Tafeln helfen, beseitigen das Problem aber nicht. Deutlich höhere Mindestlöhne sichern höhere Renten. Die Franzosen haben diesen Zusammenhang besser verstanden… Gerresheim muss da noch üben.
Uwe Koopmann
Foto: Bettina Ohnesorge