Aufstand für ein besseres Leben – 150 Jahre Pariser Commune

Mit einer Kund­gebung und Demons­tration erin­nerten etwa 120 Teil­nehmer aus linken Par­teien, Orga­ni­sa­tionen und Zusam­men­schlüssen, dar­unter der DKP, an den 150. Jah­restag der Aus­rufung und des Kampfes der Pariser Commune vom 18. März bis zum 28. Mai 1871, als dem ersten Versuch, eine soli­da­rische und sozial gerechtere und letztlich anti­ka­pi­ta­lis­tische Gesell­schafts­ordnung für die arbei­tenden Men­schen einzurichten.

Foto: Michael Rössig

Ein Rückblick

Inmitten des deutsch-fran­zö­si­schen Krieges ver­suchte am 18. März 1871 die fran­zö­sische Regierung, die von deut­schen Truppen bela­gerte Bevöl­kerung von Paris zu ent­waffnen. Der kom­man­die­rende General Lecomte befahl seinen Sol­daten, auf Kinder, Frauen und Männer zu schießen, jedoch die Sol­daten wei­gerten sich und erschossen statt­dessen den General.

Die Regierung floh nach Ver­sailles und in Paris übernahm, gestützt auf die Bevöl­kerung, das Zen­tral­ko­mitee der Natio­nal­garde die Macht. Das Zen­tral­ko­mitee han­delte sofort im Interesse der ärmeren Bevöl­ke­rungs­gruppen: Die Miet­zah­lungen werden auf­ge­schoben, die ver­las­senen Betriebe in die Hand von Arbei­te­rInnen gegeben, die Ver­tei­digung der Stadt wurde reor­ga­ni­siert und die Neu­wahlen zum Rat der Kommune vorbereitet.

Der neu­ge­wählte Rat der Kommune bestä­tigte diese Ent­schei­dungen und traf weitere: So wurde allen Wai­sen­kindern von Eltern, die bei der Ver­tei­digung von Paris fielen, eine Wai­sen­rente gezahlt, und zwar unab­hängig davon, ob ihre Eltern ver­hei­ratet waren. Die Kommune ordnete die Rückgabe von ver­pfän­deten Gegen­ständen, ins­be­sondere von „Klei­dungs­stücken, Möbeln, Wäsche, Büchern, Bettzeug und Arbeits­werk­zeugen“ an. Die Kommune ließ die Guil­lotine zer­stören und trennte Kirche von Staat.

Die Frauen ver­langten und bekamen erstmals das Recht auf Arbeit und gleichen Lohn wie Männer und erstritten weitere Rechte wie die Gleich­stellung ehe­licher und nicht ehe­licher Kinder sowie die Säku­la­ri­sierung von Bil­dungs- und Kran­ken­pfle­ge­ein­rich­tungen. Sie grün­deten eigene bewaffnete Frau­en­gruppen und betei­ligten sich an den Barrikadenkämpfen.

Kurz: Die Pariser Kommune erschuf schritt­weise ein neues Zusam­men­leben, das eine Welt ohne Aus­beutung, Unter­drü­ckung und Krieg zu Ziel hatte. Das Handeln der Pari­se­rinnen und Pariser ver­setzte die fran­zö­sische und deutsche Regierung glei­cher­maßen in Schrecken, da es die feu­dalen und kapi­ta­lis­ti­schen Herr­schafts­struk­turen grund­sätzlich in Frage stellte und überwand. Das Zusam­men­wirken der fran­zö­si­schen und deut­schen Regierung zer­schlug die Pariser Kommune auf brutale Art – ihre Truppen ermor­deten zehn­tau­sende Kom­mu­nar­dinnen und Kom­mu­narden bei Mas­sen­er­schie­ßungen. Am 28. Mai 1871 war die Pariser Kommune zugrunde gerichtet, doch die Erin­nerung an sie wurde (nicht nur in Frank­reich) von Gene­ration zu Gene­ration wei­ter­ge­geben (aus dem Aufruf der Organisatoren). 

Heute aktuell wie vor 150 Jahren

Auch wenn die Gesell­schaft sich in harten Aus­ein­an­der­set­zungen weiter ent­wi­ckelt hat, sind bezahl­bares Wohnen, Gerechter Lohn, Frieden, gleiche Rechte für Mann und Frau in der kapi­ta­lis­ti­schen Gesell­schafts­ordnung für die breite arbei­tende Bevöl­kerung keine gesi­cherten Güter. Wie in den Tagen der Commune muss dafür gestritten und gekämpft werden. Der Kom­mu­narde Eugène Pottier schuf bereits 1871 den Text „l‘Internationale“, das bis heute das weltweit am wei­testen ver­breitete Kampflied der sozia­lis­ti­schen Bewegung ist.