Unterrichtsversorgung betrifft jetzt das griechische Gymnasium – LSV solidarisch
Der Schulstreik am griechischen Lyzeum in Düsseldorf zeigt erste Erfolge: Für die Schule, die die Klassenstufen 10 bis 12 umfasst, wurde ein neuer Physiklehrer abgeordnet, der nun schwerpunktmäßig die Defizite bei der Abiturvorbereitung ausgleichen soll. Durch diesen Einsatz werden aber Löcher in der Unterrichtsversorgung an anderer Stelle nicht gestopft.
Schülervertreterin Metaxia Krapi: »Wir streiken nicht mehr, weil wir den Physik-Lehrer jetzt ganz für uns haben. Das ist zwar nicht ausreichend, aber ein paar Stunden werden jetzt wenigstens in der Oberstufe unterrichtet. Damit ist aber das Problem an unserem Gymnasium, das bis zur 9. Klasse führt, nicht gelöst. Dort gibt es weiterhin keinen naturwissenschaftlichen Unterricht. Das erscheint ›normal‹, da die 12. Klasse es nötiger hat, weil wir jetzt die Abschlussprüfungen schreiben.«
Die Stimmung bei den Schülerinnen und Schülern ist insgesamt nicht entspannt, da die Zukunft des Lyzeums nicht gesichert erscheint. Metaxia Krapi: »Ein paar Mitschüler sind bereits abgegangen, manche machen sich noch Gedanken.« Es ist sogar die Vermutung aufgekommen, dass solche Abgänge der griechischen Schulpolitik entgegen kommen: Dadurch sinken die Schülerzahlen, und eine Schulschließung erschiene weniger bedenklich.
Mathematiklehrer Georgios Koufakis: »Viele Lehrer sind nervös, enttäuscht, traurig. Wir fühlen uns als Opfer. Es sind weniger Lehrer gekommen als erhofft. Und nun gibt es den neuen Vorschlag, dass alle Kolleginnen und Kollegen drei Stunden pro Woche zusätzlich arbeiten sollen, ohne dass sie dafür bezahlt würden. Das wären dann unbezahlte Überstunden.«
Die LandesschülerInnenvertretung Nordrhein-Westfalen (LSV NRW) hat die Situation in ihrer aktuellen Vorstandssitzung aufgegriffen. Dazu war auch das Lyzeum eingeladen. Elena Colmsee, Mitglied des Vorstandes: »Wir solidarisieren uns mit den griechischen Schülerinnen und Schülern. Es darf nicht sein, dass ihre Unterrichtsversorgung und die Arbeitsbedingungen der Lehrerinnen und Lehrer innerhalb eines Bundeslandes so voneinander abweichen. Dabei sehen wir natürlich auch, dass die schulpolitische Verantwortung beim griechischen Staat liegt, der sich in der Krisensituation nicht mehr in der Lage sieht, ein ordnungsgemäßes Schulsystem vorzuhalten. Das gilt ja nicht nur für viele Schulen im Ausland.«
Die LSV wartet jetzt auf Antwortschreiben aus dem Bundeskanzleramt, dem Außenministerium, dem Berliner Bildungsministerium und aus dem Düsseldorfer Schulministerium. Bundeskanzlerin Angela Merkel, Guido Westerwelle, Anette Schavan und Sylvia Löhrmann waren gebeten worden, sich auf ihrer jeweiligen Ebene und binational für die griechischen Schüler einzusetzen.
Die Schülervertreter in Düsseldorf, Wuppertal, Dortmund, Bielefeld und Köln wurden aufgerufen, Kontakt zu den griechischen Schulen aufzunehmen, um die Situation am Ort zu erkunden.
Text und Foto: Uwe Koopmann