Wohin wandern die Euro-Millionen?

»Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön«

Düs­seldorf, Stadtpanorama

»Ver­di: Stadt setzt 300 Spe­zia­lis­ten auf die Stra­ße« ti­tel­te die NRZ vom 14.7. 2010. Die Ge­werk­schaft Ver.di und die Per­so­nal­ver­tre­tung der Stadt sind ent­schie­den ge­gen die­se Ent­las­sun­gen. Wor­um geht es?

Um be­fris­te­te Ver­trä­ge, die ab­ge­schlos­sen wur­den, weil El­tern, die ei­ne fes­te Stel­le in­ne hat­ten, Kin­der-Pau­sen wahr­nah­men. Nun ka­men die­se El­tern zwar nicht zu­rück in ih­re Stel­le, aber die an ih­rer Stel­le be­fris­tet Ein­ge­stell­ten sol­len trotz­dem raus­ge­schmis­sen wer­den, ob­wohl et­li­che von ih­nen auf die Zu­sa­ge bau­ten, dass ih­re Zeit­ver­trä­ge ver­län­gert würden.

Dabei handelt es sich meist um Fach­kräfte wie Sozi­al­ar­beiter, Schul­psy­cho­logen, Beschäf­tigte im Gesund­heitsamt, im Umweltamt, der Bau­ver­waltung und um Erzie­he­rinnen, die alle dringend gebraucht werden, sonst wären sie ja einst nicht ein­ge­stellt worden! Begründung für den Rauswurf: Sparen von Per­so­nal­kosten. Sechs Mil­lionen Euro jährlich sollen so das in Düs­seldorf im Ver­gleich zu anderen Städten eh gut gefüllte Säckel wieder bauchen!

Düsseldorf ist schön?

Wer steckt dahinter? Ein Herr Kruse, Per­so­nal­de­zernent, von der Möven­pick­partei FDP und das Büro von OB Elbers (CDU), der gerne mal auf »HopOff-Rund­fahrt« durch die Stadt gondelt und dabei ganz frech das Heine-Zitat »Die Stadt Düs­seldorf ist sehr schön« für sich – medi­en­wirksam, ver­steht sich – in Anspruch nimmt. Das dürften die Betrof­fenen, etlichen von ihnen droht ein Abrut­schen in Hartz IV, eher als Zynismus emp­finden. Und: nicht selten sind plötzlich diese Men­schen auf die »Tafeln« ange­wiesen – Düs­seldorf ist ja so schön.

Geld wird verpulvert

Warum? Weil offenbar – zumindest ist darüber bisher nichts bekannt – mil­lio­nen­schwere Prestige-Pro­jekte, die für die Bürger kaum »Nährwert« haben, wie der »Kö-Bogen« und der Bau der Wehrhahn-Linie kein bisschen von Strei­chung bedroht sind. Zudem lässt sich die Stadt den »Flüs­ter­asphalt« auf einem Stück Nörd­licher Zubringer, für den kei­nerlei Not­wen­digkeit bestand, Mil­lionen kosten. Übrigens: alle Erfah­rungen sagen, dass solche Bau­pro­jekte am Schluss viel teurer sind als zu Beginn gesagt.

Schaden für Kinder

Betroffene des Raus­schmisses sind freilich nicht nur die bisher Beschäf­tigten, sondern vor allem die, für die sie da waren: meist trifft es Kinder. Zu beklagen sind Eng­pässe bei der medi­zi­ni­schen Unter­su­chung für Erst­klässler, bei der Betreuung in der offenen Ganz­tags­schule, bei der Kin­der­hilfe sowie auch im schul­psy­cho­lo­gi­schen Dienst.

Das grämt anscheinend weder den FDP-Sanierer Kruse noch OB Elbers. Sie drücken sich um eine Begründung, die über­lassen sie dem damit gebeu­telten Stadt­sprecher Kai Schu­macher, der das zynische Vor­gehen so recht­fertigt: es sei ein »Spagat«, jährlich sechs Mil­lionen Euro »ein­sparen zu müssen« und zugleich »unnötige Härten« ver­meiden zu wollen.

Zu müssen, zu wollen. Zweimal falsch. Denn die Härten dieser Raus­schmisse sind tat­sächlich unnötig, also sollten die Ver­träge ver­längert werden. So einfach ist das. Denn schließlich hat die Stadt bisher in keiner Weise plau­sibel gemacht, weshalb aus­ge­rechnet bei den Per­so­nal­kosten gespart werden muss. Sinn macht das Ganze nur im Geiste des »neo­li­be­ralen« Abbruchs von sozialer Gerech­tigkeit und soli­da­ri­scher Prak­tiken zugunsten von Pro­fi­teuren dieser Lage.

Quelle: tat­sachen
Zeitung der DKP Düs­seldorf-Mitte
Sep­tember 2010
Kontakt: tatsachen@gmx.net
Foto: Kai Pilger – Eigenes Werk
CC BY-SA 4.0, Link


tat­sachen Sep­tember 2010