Der Hochbunker an der Gerresheimer Glashütte wird «zivilisiert».
DKP: Friedensfest statt Kriegsbunker
Französische Kriegsgefangene mussten 1942/44 den Hochbunker in Düsseldorf-Gerresheim errichten. Er entstand auf dem Grundstück Heyestraße 152, schräg gegenüber der Arbeitersiedlung «Neustadt» (rechts im Bild). Links im Bild lag hinter dem weißen Bauzaun analog die Siedlung «Altstadt». Beide Ensembles gehörten der Gerresheimer Glashütte.
In einem Jahr tritt in Gerresheim der Cirque du Soleil auf der Brache der Glashütte auf. Die feinfühligen Zuschauer erwarten kunstvolle Auftritte, die Artisten in doppeltem Sinne sichere Arbeitsplätze und die milliardenschweren Investoren ansehnliche Profite.
Auf der Industriebrache der ehemaligen Gerresheimer Glashütte startete im August 2005 ein mehrere Jahre dauerndes Schauspiel: der Abbruch und die Dekontamination (Bodenentgiftung). Knapp 15 Jahre später bietet der weltberühmte Cirque du Soleil ein Spektakel der ganz anderen Art und divergierender Personalbesetzung an. Voraussichtlicher Beginn im großen weißen Zirkuszelt an der Heyestraße 178, gegenüber dem Gerresheimer Bahnhof: 19. Dezember 2019. Ende der Veranstaltung: 19. Januar 2020 Kartenvorverkauf mit einem Jahr Vorlauf ab sofort.
Schon der vor zehn Jahren verstorbene Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) zeigte kein Interesse daran, dass «seine» Stadt Düsseldorf das Gelände der drei Jahre zuvor stillgelegte Gerresheimer Glashütte mit wirklich bezahlbaren Wohnungen bebauen könnte. Auch seine Nachfolger Dirk Elbers (CDU) und Thomas Geisel (SPD) überließen wenigstens 200.000 Quadratmeter der Brache auswärtigen Investoren. Gegen diese «Wohnungsbaupolitik» protestiert die Gerresheimer DKP seit Jahren mit allem Nachdruck.
Der Förderkreis Industriepfad Düsseldorf (FKI) lädt am Sonntag, 1. Juli, 17 Uhr, zur Ausstellungseröffnung «Glashütte meets China» in den Kulturbahnhof Gerresheim, Heyestraße 194, in Düsseldorf-Gerresheim ein.
Unter dem Titel «Glashütte meets China» werden zwei Fotoausstellungen gezeigt, die zunächst wenig gemeinsam zu haben scheinen, die sich jedoch sehr gut ergänzen und ungewöhnliche Perspektiven auf scheinbar bekannte Themen eröffnen. Die Ausstellung «Gerresheimer Glas – Fotografien aus dem Werksarchiv», kuratiert durch den FKI, zeigt anhand von mehr als 40 historischen Fotografien einen eher ästhetischen Blick auf die Gerresheimer Glashütte. Auf eine mit den Glashüttensiedlungen vergleichbare Arbeitersiedlung in der Düsseldorfer Partnerstadt Chongqing hat der Düsseldorf Fotograf Bernard Langerock einen sehr intimen Blick geworfen.
Bei der Abbildung des Wasserturms war die Rheinische Post nicht auf dem neusten Stand, denn der «Sockel» des Wasserturms, die ehemalige Kartonagenfabrikation, steht nur noch in Bruchstücken.
Glashüttenbrache als neue Alternative in der Wohnungspolitik
CDU, SPD und FDP: Retter der Kapitalinteressen
Im Frühjahr und Sommer 2005, als die Gerresheimer Glashütte vor der Zerschlagung durch den Weltkonzern Owens Illinois (O‑I) aus Perrysburg (US-Bundesstand Ohio) stand, wurden am Tor zur Hütte Funken von Klassenkampf sichtbar. An den Glaswannen und Glasmaschinen hatten die hochspezialisierten Glasmacher den Betrieb zum größten Flaschenproduzenten der Welt hochgeblasen. Die Belegschaft war hochgradig organisiert. In der IG Chemie.
Bäume weg – und «freier Blick» auf die denkmalgeschützte ehemalige Elektrozentrale.
In einer Blitzaktion wurden auf der Industriebrache der Gerresheimer Glashütte sämtliche Bäume gefällt. Der komplette Kahlschlag hat in der Bevölkerung helle Empörung ausgelöst. Die Gruppe der Düsseldorfer Baumschützer hat interveniert, weil die Aktion in krassem Gegensatz zu bisherigen Bekundungen der Patrizia AG gesehen wird, die dort statt der ursprünglich geplantern 1.000 Wohnungen die Fläche nun mit 1.400 Wohnungen «verdichten» will.